Die Deva der Terra Preta
Ein Buch für alle, die sich nach Erdung sehnen

Die Deva der Terra Preta
Ende 2023, nach zwölf Jahren Recherchen, Feldversuchen, Persönlichkeitsentwicklung, Malen, Körpertherapie, Wiedergeburten, Verstehen, Schreiben und vielen Rechtschreibkontrollen ist ein kraftvolles Werk über Terra Preta-Kompost, luzides Träumen, Kinderkompetenz, Bodenfruchtbarkeit, Zwillingssalat, natürliche Kreisläufe und Freude am Leben erschienen.Das Auge darf über 488 Seiten bei jedem Umblättern mindestens ein handgemaltes Bild kosten, das die Seele nährt. Es ist zwar ein Kinderbuch, aber nicht nur leichte Kost. Es verbindet dich mit der Schwerkraft und der Realität dieses Planeten, und das, obwohl sich das meiste hier im Traum abspielt. Die Story ist simpel. Sie handelt von Gartenarbeit und Komposttoiletteninhalten, aber ich bin mir sicher, dass du so etwas noch nie derart mehrdimensional und bunt serviert bekommen hast. Dieses Buch ist besonders zu empfehlen für alle Kinder, erwachsenen Kinder, Landwirte, Brasilienfans, Schulen, Gärtner, Bodenkundler, Spirellies, Künstler und Capoeiristas.
Erhältlich noch bis Ende 2026 überall im Handel oder beim Verlag.
https://www.vindobonaverlag.com/buechershop/kinder-jugend/die-deva-der-terra-preta/
Es ist 1,2 kg schwer und hat diese Maße:18x26x3,5cm.
Wie ist das Buch aufgebaut und gestaltet?
„Es ist ein Kinderbuch über Kompost“ sage ich immer, wenn man mich fragt, worum es geht. Diejenigen, die es gelesen haben, lachen dann immer laut auf, denn ist natürlich weit mehr als das. Es sollte ursprünglich eine Docktorarbeit werden, doch die Naturwesen haben mir davon abgeraten.
So ist es nun eine durchgängige Kindergeschichte geworden, die in 30 Kapitel und den Abdruck eines Tagebuches gegliedert ist. Das hat auch viel mehr Spaß gemacht. Bodenkundliches Wissen ist hier gehirngerecht aufbereitet und zauberhaft geschmückt. So wird es auch gerne von Erwachsenen und Fachleuten gelesen. Jedes Kapitel beginnt mit einem großen doppelseitigen Bild, auf dem der Inhalt des Kapitels schon grob dargestellt ist. Es nach dem lesen noch mal anzuschauen, lohnt sich. Die Geschichte spielt in Brasilien zwischen 2012 und 2013. Es gibt Fußnoten, die entweder zur Übersetzung vom Brasilianischen ins Deutsch dienen, zur Erklärung von Fremdwörtern oder einfach nur eine nützliche oder unnütze Bemerkung am Rande sein können. Die Schrift im Haupttext ist Erdbraun. Ein Inhaltsverzeichnis fehlt, wird aber sicher in der nächsten Auflage dabei sein.
Zu den einzelnen Kapiteln
Im Folgenden siehst du die einzelnen Kapitelbilder.
Wenn du sie anklickst, kannst du eine kurze Beschreibung ihrer Inhalte sehen.
Kapitel 1: Anfang
Hier wirst du mit dem Ort und den Personen bekannt gemacht. Etwas ausführlicher werden Satori und die Deva beschrieben, weil sie Hauptrollen in der Geschichte spielen. Auch die Familien der Hauptprotagonisten sowie ihre Charaktere werden vorgestellt. Das sind die...
Kapitel 2: Das erste Treffen
Wir machen einen kleinen Spaziergang durch den Ort des Geschehens, die Kleinstadt Morro do Chapeu in Brasilien. Der Leser lernt etwas über die brasilianische Kultur der Capoeira kennen und wird noch tiefer und süßer ins tropische Leben hineingezogen. In diesem Kapitel...
Kapitel 3: Wie Terra Preta geboren wurde
Satoris wird extrem herausgefordert durch die Göttin, die seine Weltsicht zum Wackeln bringt und ihn zu einer gemeinsamen Mission einlädt. Seine Wahrnehmung erweitert sich in ihrer Gegenwart, um die Dinge zu verstehen, die sie ihm nahebringen möchte. Es geht in diesem...
Kapitel 4: Die heilige Scheisse
Lua, ein hilfreicher Erwachsener in der Geschichte, möchte den Kindern helfen, ihre offenen Fragen bezüglich dieser Terra Preta zu klären. Dadurch wird auch sein Leben um einiges bunter. Die Deva schwärmt Satori in diesem Kapiteln von den Vorzügen unsere „Pipi“ und...
Kapitel 5: Was ist die Erde?
Hier lernt er im Traum viel über die materiellen und spirituellen Fakten des Planeten Erde. Damit ändert sich auch das Verhältnis zu seinem Körper, als erdiger Anteil seines Wesens. Die Deva spiegelt ihm seine Gefühle und ihre Auswirkungen auf seine Welt. Er versteht...
Kapitel 6: Verwüstung und Geburtstagsblumen
Hier erfährt der Leser viel über die Eigenschaften von Holzkohle, ihre Bedeutung in der Terra Preta und die Auswirkungen von Brandrodung unserer Urwälder. Es wird außerdem wieder ein Intensivunterricht in Manifestationskunde. Satori versteht immer besser die...
Kapitel 7: Ich baue kleine Häuser
Der Leser lernt noch mehr Details über Holzkohle und Pflanzenbeziehungen. Die Kinderschar bestehend aus Satori, seinen Brüdern und Ona und ihren Brüdern, zieht los. Sie wollen sich Holzkohle besorgen. Ona wird immer über alles unterrichtet, was er im Traum erlebt. Sie...
Kapitel 8: Was sich die Feen über die Erschaffung der Welt erzählen
Es ist eine Schöpfungsgeschichte. Die Erste, die ich empfangen habe. Die Deva erzählt sie ihm, um ihm das Wesen der Polarität zu verdeutlichen. Du kannst sie hier auf der Seite in der Leseprobe finden. Ich habe dieses Kapitel dafür ausgewählt, weil diese Geschichte in...
Kapitel 9: Lua und Mama Lola werden eingeweiht
Der Leser erfährt etwas über die Wurzelaura, die aus den Bodenbakterien und Pilze um die Wurzeln der Pflanzen herum besteht. Als Satori versucht Ona zu erklären, wie beide Pole immer ein Ganzes bilden, werden sie von Lua und Onas Mutter mit Fragen konfrontiert. Die...
Kapitel 10: Wasser
Die Kinder mit ihrem enormen Tatendrang brauchen Wasser für ihren Garten. Sie legen ihre ganz eigenen niedlichen Beete an. Lua und Mama Lola helfen ihnen jetzt immer so auch bei der Retention von Wasser. Allerdings werden die Jugendlichen jetzt zerstörerisch und...
Kapitel 11: Rasna
Dieses Kapitel widmet sich der Art von Liebe, die die Erde all ihren Bewohnern schenkt. Die Deva nimmt Satori mit in eine andere Dimension, in der sie ihm die Geschichte über das Mangelwesen Rasna erzählt. Dort gibt es Geschöpfe, die auch gärtnern können. Er versteht...
Kapitel 12: Der Vortrag
Satori muss für die Schule einen Vortrag vorbereiten. Wie praktisch, dass er eine Göttin als Freundin hat. Sie bereitet mit ihm allerlei Wissenswertes über die Bodenlebewesen, von den große bis zu den ganz Kleinen vor. Allerdings ist ihre Ausführung nicht immer für...
Kapitel 13: Tausendfüßer und Springschwänze
Sie besuchen ein Indigenes Dorf im Amazonas, wo heute noch Terra Preta hergestellt wird, und tauchen in den Komposthaufen ein. Da lernt er sein Vortragswissen praktisch kennen, was nicht nur angenehm ist. Er muss die Vergiftung durch Pestizidanwendungen auf das...
Kapitel 14: Der Kuss der Naturgewalten
Satori verwandelt sich in verschiedene Naturgewalten, um ihr Wirken in der Umwelt besser zu verstehen. Besonders eindrucksvoll dabei ist die Gestalt des Zerfalls, durch die die Leserschaft die Energie der Fäulnis parallel dazu die Dekadenz unserer Gesellschaft...
Kapitel 17: Tatendrang uns trauriges Vermissen
Nach einer schweren Zeit gerät Satori emotional ins Wanken und legt sich mit Mama Lola an. Abgesehen davon gelingt es ihm mithilfe der anderen Kinder und des Universums, große Schritte zu einem fruchtbaren Garten für alle zu machen. Es ist die Lektion in...
Kapitel 18: Krach um das Stille Örtchen
Die Funktionsweise und Vorteile von Komposttoiletten werden hier hervorgehoben. Satoris Eltern beginnen an seinem Verstand zu zweifeln, weil er sich in den letzten Monaten seltsam entwickelt hat. Die Leserinnen erkennen das Dilemma, in dem Kinder manchmal stecken,...
Kapitel 19: Das Rezept
Hier bekommt der Leserschaft ein Rezept für Terra Preta präsentiert. Satori und die Kinder machen ein Aufklärungsplakat für die Erwachsen. Er schärft den Kindern die wichtigste Zutat der Terra Preta ein. Die Kinder überlegen, wie sie alles zusammen bekommen. Die Deva...
Kapitel 20: Die Sache mit den Bakterien
Die Kinder überwinden ihre anerzogenen Vorurteile über Bakterien und beginnen selber welche anzusetzen, für ihren Kompost. Neun Kinder sind nun besonders engagiert für dieses Thema. Sie werden zu einer festeren Freundesgruppe. Die Leserschaft lernt, was offenes Lesen...
Kapitel 21: Das Lagerfeuer
Die Freundschaft der Neun wird bei einem gemeinsamen Lagerfeuer bei Onas zu Hause vertieft. Ihre Gemeinschaft setzt den Samen für ihre Zukunft. Was hier beginnt, wird noch unverhoffte Früchte tragen. Natürlich ist dieses Kapitel auch ein hervorragender Anlass,...
Kapitel 22: Reise nach Deutschland
Die Deva nimmt nun alle neun Kinder mit in die Träume und zeigt ihnen die Welt. Zunächst machen sie eine Exkursion in Onas Heimat, wo sie den Winter, eine Terra-Preta-Fabrik und einen gescheiten alten Professor kennenlernen, der ihnen etwas für ihr Projekt mitgibt....
Kapitel 23: Ein glücklicher Fastunfall
Das Universum verhilft den Kindern zu den restlichen Zutaten ihres geplanten großen Terra-Preta-Haufens. Dazu inszeniert es ein Fastunfall, der sich letztendlich als Glücksfall offenbart. Die Leserschaft bekommt einen kleinen Einblick in den Arbeitsalltag und das...
Kapitel 24: Der Müll dieser Welt
Dieses Kapitel ist eine Lektion in Abfallwirtschaft. Die Deva zeigt den Kindern schonungslos einige Umweltdesaster, für die die Menschen noch keine gute Lösung gefunden haben. Sie führt sie am Beispiel von Hundekacke zurück zu der Intelligenz der Natur, die keine...
Kapitel 25: Die Verdauungsmaschinerie der Lichtschwärmer
Die Kinder lernen einen Schokoladendünndarm von innen kennen. Das Thema „aktive Oberfläche“ kann darin sehr anschaulich erläutert werden. Auch Krieg und Frieden werden hier aus einer ungewöhnlichen Perspektive beschrieben. Es wird kurz der Abspaltungsprozess des...
Kapitel 26: Die eigene Quelle
Satoris eigene Kompostbakterien gedeihen prächtig, genau wie leider auch der Zoff mit den coolen Jugendlichen. Die Deva beschließt ihm andere Sichtweisen auf seine erklärten Feinde zu schenken. Die sind allerdings kein leichter Tobak für ihn. Die Kraft dafür bekommt...
Kapitel 27: Grüne Randale
Die Kinder legen los. Sie beginnen ihre Pflanzaktionen auf die ganze Stadt auszuweiten, dabei geraten sie allerdings mit dem Gesetz in Konflikt. Es ist ein Aufruf an alle Städter, sich ihre Freiflächen zunutze zu machen, die Vielfalt und damit die Gesundheit...
Kapitel 28: Bei onkel Tatu
In diesem Kapitel gibt es ein Beispiel für die Anwendung der Technik auch in mittleren Landwirtschaftsbetrieben. Den Kopf voller guter Ideen und die Füße gut auf der Erde wollen sie einem Onkel ihrer Clique mit Terra-Preta helfen. Aber wie ein typischer Erwachsener...
Kapitel 29: Praca Verde
Hier nimmt das Buch ziemlich an Fahrt auf. Die Dinge bewegen sich schnell auf ein Ende zu. Hauptsächlich aus praktischen Gründen, weil das Thema schon gut durchgekaut und das Buch schon ziemlich dick ist. Dieses Kapitel ist ein bisschen episch, weil die Kinder hier in...
Kapitel 30: Letztes Kapitel
Die Geschichte endet mit der Heimfahrt von Satoris deutschen Freunden. Dieses Kapitels gibt einen kurzen Abriss von der Zukunft der Kinder und der Göttin. Auch auf vielfache Anfragen hin wird es sicher keinen zweiten Teil geben. Der Drops ist gelutscht und er war süß!...
Satoris Tagebuch
Sein Tagebuch ist ein Bonbon zum Stöbern. Da es eine Kinderschrift simulieren sollte, habe ich es mit Links geschrieben. Hier sind ein paar bodenkundliche Fakten verarbeitet, die ich nicht flüssig in die Story einbauen konnte. Die Kinder finden hier auch noch eine...
Leseprobe – Kapitel 8
Terra Preta und Satori saßen, wie so oft, auf einem warmen Felsen in der Sonne. Insekten summten, Vögel wie Sabia1 und Anu2 sangen in den tiefer gelegenen Gebüschen der Paxola. Satori konnte sich nicht mehr erinnern, wie sie hierhergekommen waren, was ein untrügliches Zeichen dafür war, dass er eigentlich in seinem Bett zu Hause schlief. Sie hatte sich heute eine noch größere und schattenspendendere Frisur aus Palmenwedeln aufgesetzt. Die Abendsonne brannte immer noch unerbittlich. Wieder waren sie in ein intensives Gespräch vertieft und Satori stellte zum hundertsten Mal seine Fragen. Es schien eigentlich immer ein und dieselbe Frage zu sein und sie hatte ihm schon hunderte Male auf hundert verschiedene Arten geantwortet. Heute antwortete sie ihm wie folgt.
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„Terri? Was genau ist der Unterschied zwischen meiner und deiner Welt, und warum erscheinen beide gleich echt, obwohl das hier doch nur ein Traum ist?“
„Ach, lieber Satori. Seit Anbeginn der Menschheit fragt sich diese immer wieder und immer wieder, woher sie kommt, was die Welt ist und so weiter. Warum die Menschen das tun? Vermutlich nur, weil sie es können! Also suchen sie nach Rätseln, die sie lösen dürfen und sie erforscheln die ganzen Mysterien, die so schön mit euren fünf irdischen Sinnen zu beobachten sind … Wie auch immer, es macht euch einfach Spaß, nehme ich an! Unsere beiden Welten unterscheiden sich lediglich dadurch, dass du die eine für echt hältst und die andere nicht. Das sagte ich dir ja bereits. Du hältst diese hier nur für einen Traum. Doch in Wirklichkeit sind beide Welten nur EINE Welt und diese EINE Welt wird erträumt.“ Obwohl sie sehr langsam und deutlich gesprochen hatte, wollte Satori wieder nicht ganz verstehen, was sie damit meinte.
„Zerbrich dir nicht dein Köpfchen immer wieder darüber! Reicht es dir nicht, dass es ist, wie es ist? Soll ich dir mal zeigen, was man sich im Feenreich über die Erschaffung der Welt erzählt?“ Das klang verlockend.
„Ohh jaaaa, ich bitte darum?“
„Sie ist eine der schönsten und eine meiner liebsten Geschichten und ich bin mir sicher, Ona wird sie auch gefallen. Komm, leg dich auf meinen Schoß!“
Er bettete also seinen Kopf auf ihren Schoß und ließ sich seine Locken kraulen, während sie ihm die Geschichte über die Erschaffung der Welt verriet.
„Die Geschichte wurde von der Fee Evmorfia geträumt. Stell dir vor, ein riesiges, weites, fast unbelebtes und raues Land mit Bergen, die weit höher sind, als ein Adler sehen kann. Der Wind pfeift ziellos durch die endlosen, rostfarbenen Täler, die ohne Grün und Hoffnung in den trüben Himmel gähnen. Es ist ein Land, in dem nur Drachen überleben können. Evmorfia träumte, sie säße auf einem dieser mächtigen Drachen, die dort lebten. Der wiederum saß am Abhang eines enorm riesigen Felsvorsprunges. Es war ein wunderschönes rotbraunes Tier, mit perfekt geformten Schuppen, die in allen Farben geschillert hätten, wenn es in jenem Land eine Sonne gegeben hätte. Seine Zähne waren natürlich immer frisch geputzt.“ Satori musste lachen, was sie durchaus beabsichtigt hatte. Für sie war dieses glasklare Kindergelächter immer wie für uns eine süße, eiskalte Limo im Hochsommer.
„Jedenfalls“, fuhr sie nun fort, „erhob sich der stolze Drache in die Lüfte und flog mit Evmorfia auf dem Rücken lange, lange, lange … sehr, sehr lange über das Land, das nicht aufhörte, öde und beängstigend tief zu sein. Der Drache flog auf ein noch viel größeres und riesigeres Gebirge zu als das, von dem aus sie losgeflogen waren. In der Ferne konnte sie im Gebirgsmassiv eine Höhle erkennen, auf die der rotbraune Drache direkt zusteuerte und in die er schließlich auch hineinflog. Auch in der Höhle war es riesig, hoch und weitläufig, nicht nur für sie, auch für den Drachen, sogar für Tausende von Drachen.“
„ Ja, ja, ich hab schon verstanden, mörderisch, gigantisch, mega groß war alles und was war dann?“
„Sie flogen noch eine Weile durch das Labyrinth der Riesenhöhle und kamen an eine
Stelle, an der es nicht weiterging, denn dort bäumte sich vor ihnen ein riesenhaftes
Feuermonstervulkanwesen auf, das auch wieder unendlich groß war, natürlich. Evmorfia stieg vom Drachen ab und dieser flog einfach davon, ohne sich zu verabschieden, aber sie hatte keine Angst. Der Feuergott war sooo mächtig und männlich und beeindruckend und so total anders als sie, dass sie sich unglaublich zu ihm hingezogen fühlte. Sie hatte sich also verliebt und vom ersten Augenblick an wollte sie für immer mit ihm zusammen sein. Dieses Gefühl war sooo …“
„Ja, ja, unendlich riesengroß“, half ihr Satori auf die Sprünge.
„und stark, dass es den Feuergott im Innersten erreichte und er sie sogar bemerkte, was ein regelrechtes Wunder war, denn eigentlich hatte er bis dahin noch nie etwas bemerkt. Für ihn sah sie aus wie ein wunderschöner Wassertropfen, der kleiner als ein Stecknadelkopf war, wunderschön und klein und zart und bläulich schimmernd. Und der Feuergott bemerkte sie, wie schon gesagt, und war total verzückt, als wäre er plötzlich aus einem tiefen Schlaf von Vernichtung und sinnloser Verbrennung erwacht, denn das war alles, was er bis jetzt getan hatte und kannte. Und da erinnerte er sich wage an etwas, das er brauchte und was ihm bis jetzt fehlte. Er fühlte dieses tiefe, tiefe Sichhingezogenfühlen des hübschen, zarten Tropfenwesens zu sich, also zu ihm, was ihm zunächst unglaubwürdig erschien, doch das erweckte in ihm wiederum dasselbe Bedürfnis nach Zusammensein. Ihm war jedoch klar, dass es ihr Ende bedeuten würde, wenn sie ihm zu nahe käme. Sie würde einfach – psssst – verdampfen. Ihr Ende wollte er jedoch auf keinen Fall. Auch das war neu. Bisher hatte er noch nie über das nachgedacht, was er verbrannte, verdampfte oder zerstörte. Sie sagte ihm, es wäre ihr egal, wenn sie sich nicht ganz nahe kommen können, dann bleibe sie eben ewig dort am Rand des Abgrundes und sie könnten sich so ja wenigstens unterhalten. Aber da ersann er aus dem Nichts einen Zaubertrank, der sie unempfindlich gegen sein Feuer machte, und gab ihr so die heiß ersehnte Gelegenheit, sich mit ihm zu vereinen. Sie trank den Zaubertrank, stürzte sich in das Feuer und badete sich darin. Sie war ganz er und fühlte, wer er war. So stark und so heiß! Sie genoss es also sehr, mit ihm zusammen zu sein und war glücklich. Sie schwamm bis in sein Herz, das leuchtend rot zu glühen begann. Da ergriff ihn plötzlich eine gewaltige Panik. Er verlor sich in dem schrecklichen Gedanken, dass er so, wie er war, auf keinen Fall gut sein könne für sie, diese zarte, reine Seele. Er war so vollkommen anders als dieses von ihm so geliebte, wunderschöne, wässrige Wesen. Er musste handeln, bevor es zu spät war. Er zog sie mit einem heftigen Ruck aus seinem Herzen und stellte sie auf einen Felsvorsprung vor sich hin. Da bemerkte er, zu seinem Schrecken, dass sie nicht mehr dieselbe war. Sie hatte sich verändert. Sie war von Natur aus so aufnehmend und offen und hatte seine Eigenschaften schon zu den ihren gemacht. Sie sah nun aus wie eine niedlich Miniaturausgabe von ihm, nur ganz zart schimmerte noch ihr blauer Schein hindurch. Sie sah aus wie ein kleiner Feuergnom, ein frecher, lebenslustiger Gesell. Der Feuergott dachte, er hätte etwas Furchtbares getan und dieses reine, so unerklärliche Wesen verdorben und befahl ihr, aufgepeitscht durch seine Schuldgefühle und sein Unglück, ihm alles zurückzugeben, was sie je von ihm hatte und nahm auch den Zauber des Zaubertrankes wieder zurück. Sie gab ihm freilich alles wieder, doch verstand sie seinen Sinneswandel nicht. Sie fühlte sich abgewiesen und das machte sie schwach und krank. Nichts ergab mehr Sinn für sie. In dem Moment, in dem sie das Feuer zurückgab, stürzte sie in ihrer blauen, zarten Reinform ohnmächtig von dem Felsen, unwillig weiterzuleben. Sie fiel und fiel in die unendliche Tiefe. Er bekam wieder einen riesigen Schreck – ein Schreck, der so groß war wie er selber.
Seine einzige Chance sie zu retten, war, sie aufzufangen mit etwas, das sie nicht verbrennen konnte. Da verwandelte er blitzschnell einen Teil seiner selbst in ein Stück Garten, auf dessen weiches Moos sie sachte aufschlug und erwachte. Und dann ging es eigentlich erst los, denn dass er so was konnte, wusste er bis dahin nicht. Von nun an erschuf er unter jedem Schritt, den sie tat, ein Paradies – ein Paradies, in dem sie sich baden konnte und er war bei ihr, bei jedem Schritt und jedem Gedanken. Immer wieder und immer wieder war er höchst erstaunt über das, was er Wunderbares aus sich hervorbringen konnte. Sie konnte mit ihm zusammen sein, ohne dass sie verbrannte. Sie war in der Lage gewesen, seine Kraft, obwohl sie so ganz klitzeklein war, von Zerstörung zur Schöpferkraft zu entfesseln. Er war so verbunden mit ihren Wünschen, dass er automatisch erschuf, was sie ersehnte. Es wurde immer bunter und bunter. Die erstaunlichsten Landschaften wuchsen aus ihm heraus. Mit der Zeit vergaß das kleine zarte Tropfenwesen den Feuergeist, so faszinierend war ihre Welt. Da spürte sie Sehnsucht nach Gesellschaft und die bezauberndsten Kreaturen erschienen in den Landschaften. Dann hatte sie das Bedürfnis nach Glück und Drama und die Kreaturen begannen zu interagieren. Bald gab es noch mehr kleine Tropfenwesen. Tropfenwesen, die blau waren wie sie, aber auch andersfarbige, durchsichtige oder milchig trübe und viele verschiedene Geschlechter entstanden aus ihnen. Mitunter kam es vor, dass alles wieder zu sterben begann. Sie hatte keine Sehnsüchte mehr, und der Feuergeist wurde wieder zerstörerisch, denn von ihr kamen keine Ideen mehr für seine Schöpfung. Er selber brachte keine einzige Inspiration zustande. Karge Jahrtausende folgten, bis zu dem Zeitpunkt, da sie sich wieder an ihn erinnerte. Nur durch seine Kraft konnten ihre Wünsche wahr werden. Schlagartig wurde ihr wieder die Unendlichkeit aller Möglichkeiten klar und das löste ein derart tiefes Entzücken in ihr aus, dass der Feuergeist von einem regelrechten Funkenregen, einem Feuerwerk der Inspiration durchflutet wurde und das Spiel aufs Neue begann und so weiter und so fort bis in den heutigen Tag. Happy End und Yippie. “
Satori lächelte wie berauscht.
„So ist also die Welt entstanden?“
„Jaaaa, genau so!“, schwor die Deva.
Die Geschichte war für sie eine gute Einleitung in die grundsätzlich polare Natur unserer Welt. Sie tauschten sich noch ausführlich darüber aus, dass hier in dieser Raumzeit nichts Gutes erwachsen könne, gäbe es nicht das Dunkle, aus dem es geboren werden könne. Und das war gut so, denn vermutlich gäbe es auch keine Eiscreme, wenn uns die Hitze des Hochsommers nicht danach sehnen ließe. Natürlich war sie sehr stolz darauf, dunkel zu sein.
Er begriff, dass die Erde dieses Dunkle ist. Aus ihrem Dunkel wächst alles zum Licht empor und wie kraftvoll es wächst, hängt in erster Linie davon ab, wie lebendig dieses Dunkle ist.
Sie redeten außerdem über die Natur der Gleichheit, über das Wesen von Gedanken und die enorme Macht von klaren Absichten. Ich werde jetzt nicht alles wiederholen, ihr wisst schon, drei Meter dickes Buch und so. Er jedenfalls hörte sehr aufmerksam zu, denn das alles wollte er Ona am nächsten Tag unbedingt erklären. Er hatte das Gefühl, dass sich viele einzelne Puzzlestücke endlich zu einem Bild zusammenfügten. Auch wenn noch viele Teile fehlten, war der Rahmen wenigstens schon fertig. Dieses Bild ließ seine Welt in einem viel schöneren und sinnvolleren Licht erscheinen. Danach hatte er selber schon das Gefühl, immer erdiger in seiner Art zu werden. Aus seinem Dunkel schossen und sprossen immer mehr Ideen, die in seiner Welt Wurzeln schlagen und wachsen wollten. Aber ihm wurde auch klar, dass er das nicht alleine tun konnte und so überlegte er schon des Öfteren, ob er nicht wenigstens Lua vorsichtig über die Deva aufklären sollte. Das war heikel. Die Geschichte mit seinem Onkel schwebte wie ein böser Geist über ihm und hielt ihn bange davon ab, jemand anderen als Ona tiefer in seine Geheimnisse mit der Göttin einzuweihen. Aber im Grunde war es unvermeidlich und schließlich bekam Lua es ganz aus Versehen mit.